Frauen* in der Qualitätsinfrastruktur: Eindrücke aus Deutschland und Mexiko

Mexiko

Expert*innen aus den Qualitätsinfrastrukturen (QI) in Deutschland und Mexiko diskutierten über die Beteiligung von Frauen in QI-Institutionen. Während der Online-Sitzung tauschten sie auch Best Practices aus, um diese zu fördern und zu stärken.

Expert*innen aus den Qualitätsinfrastruktur-Systemen (QI) in Deutschland und Mexiko nehmen an einem Online-Seminar teil.
f.l.n.r. Maribel López (ema), Viviana Fernández (IMNC), Vera Moser (GPQI), Amelie Leipprand (DIN), und Lilia de Diego (GPQI). © MUSICA

Sowohl in Deutschland als auch in Mexiko sind Frauen* immer noch in der Minderheit, wenn es um die berufliche Repräsentation in Qualitätsinfrastruktur (QI)-Institutionen geht. Konkrete Zahlen für QI-Institutionen sind schwer zugänglich. Der Trend ist allerdings bereits in den Hörsälen sichtbar: In Deutschland sind nur 25 % der Studienanfänger*innen in den Ingenieurwissenschaften weiblich*[1],  während in Mexiko der Anteil der weiblichen* Absolvent*innen in den Ingenieurwissenschaften derzeit bei 31 % liegt [2].

 

Um dieses Thema zu diskutieren, fand am 29. März das virtuelle Seminar "Frauen im Qualitätsinfrastruktursystem in Deutschland und Mexiko" mit renommierten Expert*innen statt. Maribel López, Generaldirektorin der mexikanischen Akkreditierungsstelle (entidad mexicana de acreditación - ema) und Viviana Fernández, Generaldirektorin des mexikanischen Instituts für Normung und Zertifizierung (Instituto Mexicano de Normalización y Certificación - IMNC) vertraten die mexikanische Seite. Von deutscher Seite nahmen Amelie Leipprand, Senior Projektmanagerin des Deutschen Instituts für Normung (DIN) und Vera Moser, Fachberaterin im Globalprojekt Qualitätsinfrastruktur (GPQI), teil.

 

Vor einem Online-Publikum von 150 Personen tauschten sich die Expert*innen über die Entwicklung der Beteiligung von Frauen* in den QI-Systemen beider Länder aus. Dabei gingen sie auf Herausforderungen und Best Practices ein. Sie betonten, dass es bei der Entwicklung von Normen wichtig ist, die Perspektive nicht-männlicher Personen  mitzudenken. Die Zivilorganisation Frauen des Qualitätsinfrastruktursystems (MUjeres del Sistema de Infraestructura de la CAlidad - MUSICA) und das GPQI organisierten das Seminar gemeinsam.


Gemeinsame Herausforderungen und grenzüberschreitende Lösungen

Experts from the Quality Infrastructure (QI) systems in Germany and Mexico participate in online seminar.
Amelie Leipprand (DIN) shares practices to increase women’s participation in standardisation. © GIZ-GPQI

Der Austausch trug dazu bei, gemeinsame Herausforderungen über die Grenzen hinweg zu identifizieren. Das sind z. B. die vergleichsweise niedrige Zahl weiblicher* Ingenieurstudierender, fortbestehende binäre Rollenbilder und Sitzungsformate, die die Teilnahme von Frauen* erschweren.

 

Gleichzeitig wiesen die Expert*innen auf mögliche Lösungen hin. López, Präsidentin von MUSICA, betonte wie wichtig die Förderung von Netzwerken unter Frauen* ist. Sie stärken den Austausch wertvoller Erfahrungen und fördern Perspektivwechsel in die Normung. Sie wies auch auf die Notwendigkeit von Datenerhebungen und Statistiken hin. Diese sind wichtig, um herauszufinden, inwieweit QI-Aktivitäten bereits gender-inclusive sind, und um Aktionspläne festzulegen. "Was nicht gemessen wird, kann nicht verbessert werden, also sollten wir mit einer guten Messung beginnen", schloss López.

 

Leipprand betonte, dass die Art und Weise, wie die Arbeit in den Bereichen Technik und QI wahrgenommen wird, sich verändern müsse, um mehr Frauen* für diese Bereiche zu gewinnen. "Es geht um mehr als die Eroberung des Mars oder den Bau von Turbinen", sagte sie. Leipprand hob auch hervor, dass Respekt eine Grundlage sei, um Veränderungen herbeizuführen und mehr Frauen* als Expertinnen in technische Normungsgremien zu integrieren.

 

Mit Blick auf Institutionen, die die Teilhabe von Frauen* fördern wollen, empfahl Fernández, zunächst die Ungleichheiten anzuerkennen, die aufgrund des binären Geschlechtersystem am Arbeitsplatz bestehen. Insbesondere schlug die Vizepräsidentin von MUSICA vor, dass Unternehmen ihre internen Verhaltenskodizes, Unternehmens- und Lohnrichtlinien überprüfen sollten, um sicherzustellen, dass sie frei von geschlechtsspezifischer Diskriminierung sind.

 

Moser betonte anhand ihrer Erfahrungen aus der Arbeit an QI-Themen und der Zusammenarbeit mit verschiedenen QI-Institutionen in Deutschland, wie wichtig es ist, Frauen* Sichtbarkeit zu verschaffen und die Vernetzung unter ihnen zu fördern. Plattformen wie das GPQI ermöglichen die Vernetzung sowie den Wissens- und Erfahrungsaustausch sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene. Dies trägt zu einer stärkeren Beteiligung von Frauen* in diesem Bereich bei.

 

Stärkung der internationalen Kooperation zur Geschlechtergerechtigkeit in QI

 

Die Expert*innen waren sich einig, dass es noch viel zu tun gibt, um Gleichstellung zu erreichen. Die bereits bestehenden Initiativen bilden dafür jedoch den Ausgangspunkt. Die erfolgreiche Zusammenarbeit, die aus dieser Veranstaltung hervorging, bildet die Grundlage für die weitere Kooperation zwischen Mexiko und Deutschland, um das Ziel für nachhaltige Entwicklung (SDG) 5 zur Gleichstellung der Geschlechter und der Stärkung von Frauen* und Mädchen* in QI-Aktivitäten zu integrieren. Das GPQI wird sich weiter mit diesem Thema beschäftigen und Gelegenheiten zum gegenseitigen Lernen und zur Inspiration schaffen.

 

Die Aufzeichnung des Webinars (auf Spanisch) kann hier abgerufen werden.

 

Quellen

 

[1] Verein Deutscher Ingenieure (VDI), Ingenieurinnen gesucht, 2021. Zugriff über: https://www.vdi.de/news/detail/ingenieurinnen-gesucht.

 

[2] Asociación de Asociación Nacional de Universidades e Instituciones de Educación Superior (ANUIES), Anuario Estadístico de Educación Superior 2021, Mexico City, 2021. Zugriff über: http://www.anuies.mx/informacion-y-servicios/informacion-estadistica-de-educacion-superior/anuario-estadistico-de-educacion-superior.

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