Fünf Jahre Deutsch-Chinesische Kooperation zur Normung in der Industrie 4.0

China

Seit 2015 bringt die Deutsch-Chinesische Unterarbeitsgruppe Industrie 4.0 die internationale Normung für die digitalisierte industrielle Produktion voran. Eine Erfolgsgeschichte begleitet durch Standardization Council Industrie 4.0 und Globalprojekt Qualitätsinfrastruktur.

Mehr als 100 Expert*innen versammelten sich am 15. Oktober virtuell zur Sitzung der Deutsch-Chinesischen Unterarbeitsgruppe Industrie 4.0. Obwohl das Treffen virtuell stattfand, herrschte schnell eine vertraute Stimmung. Denn viele der Teilnehmenden arbeiten schon lange intensiv zusammen.

 

Dr. Jens Gayko präsentiert Arbeitsergebnisse der UAG I.40 bei der Sitzung 2018 in Heidelberg. Foto: Gerhard Kopatz

„Wir blicken auf fünf wertvolle Jahre zurück. Das Ergebnis? Zehn Sitzungen mit einem inspirierenden Austausch und spannenden Erkenntnissen, die wir in bemerkenswerten 13 Publikationen festhalten konnten. Dafür möchte ich mich bei allen Beteiligten bedanken,“ betont Dr. Jens Gayko, Geschäftsführer des deutschen Standardization Council Industrie 4.0 (SCI 4.0).

 

Die Expert*innen kommen aus deutschen und chinesischen Normungsinstitutionen, Unternehmen und Wirtschaftsverbänden. Zusammen erarbeiten sie Vorschläge für die Normung der Industrie 4.0 – der Digitalisierung der industriellen Produktion. Die Unterarbeitsgruppe ging aus der 2011 gegründeten Deutsch-Chinesischen Kommission zur Zusammenarbeit in der Normung (DCKN) hervor. Sie fördert die gemeinsame Normung und den Abbau technischer Handelshemmnisse zwischen den beiden Ländern.

 

Gemeinsam Internationale Standards setzen

 

Sieben technische Expertengruppen für zukunftsweisende Themen wurden bisher etabliert. Sie beschäftigen sich mit der Umsetzung eines Digitalen Zwillings für die Industrie 4.0, mit der Künstlichen Intelligenz und mit der funktionalen Sicherheit. Ihre Normungsbestrebungen setzen wichtige Impulse für internationale Gremien, wie die „ISO/IEC Joint Working Group 21“ der Internationalen Organisation für Normung (ISO) und der Internationalen Elektrotechnischen Kommission (IEC).

 

Trotz der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie war das fünfte Jahr der Zusammenarbeit produktiv. Zur 10. Plenarsitzung stellten die Expert*innen wichtige Publikationen vor. Mit den Examples on Business Scenarios beschreiben sie erstmalig wie sich verschiedene Geschäftsszenarien auf die Digitalisierung in der Fertigungsindustrie auswirken können. Ihre Publikation SME Testbed Program Proposal diskutiert die Möglichkeiten für klein- und mittelständische Unternehmen in beiden Ländern, sich an der internationalen Normung zu beteiligen.

 

Außerdem veröffentlichten sie bereits im August das Weißbuch zur Funktionalen Sicherheit in Industrie 4.0 . Es beleuchtet das Konzept der technischen Sicherheit und analysiert den Einfluss der Entwicklung der Industrie 4.0 auf die internationale Sicherheitstechnik-Normung. Auf Basis des Weißbuchs soll nun ein gemeinsamer internationaler Normenvorschlag erarbeitet werden.

 

Foto: Gerhard Kopatz

Deutsch-Chinesische Kooperation: Gegenseitig Chancen nutzen

 

Dass Deutschland gemeinsam mit China an der Harmonisierung internationaler Normen für die Industrie 4.0 arbeitet, ist ein konsequenter Schritt. Denn China ist ein wichtiger Handelspartner. Im Jahr 2019 lag das Handelsvolumen zwischen den beiden Ländern bei mehr als 200 Milliarden Euro. Beide Seiten sind aktuell internationale Vorreiter in der Normung. Für beide ist die Industrie 4.0 ein Schlüsselthema.

 

Seit 2017 unterstützt das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) mit dem Projekt „GoGlobal Industrie 4.0“ die internationale Harmonisierung nationaler Industrie 4.0­-Konzepte durch das SCI 4.0. Dabei spielt die Deutsche Normungsroadmap Industrie 4.0 eine wichtige Rolle. Sie definiert Handlungsempfehlungen für die nationale und internationale Normung und bildet eine Basis für die Kooperation.

 

Viele Akteure, ein Ziel

 

In die Kooperation fließen zahlreiche politische und wirtschaftliche Interessen ein. Die Anzahl an mitwirkenden Akteuren ist dementsprechend groß. Ins Leben gerufen wurde der Austausch vom deutschen Wirtschaftsministerium und dem chinesischen Ministerium für Industrie und Informationstechnologie (MIIT).

 

Die fachliche Leitung übernehmen das deutsche SCI 4.0 und die chinesische Intelligent Manufacturing Standardization Administration Group (IMSG). Das SCI repräsentiert für die deutsche Seite das Deutsche Institut für Normung (DIN e.V.) und die Deutsche Kommission Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (DKE). Im Auftrag des BMWi koordiniert das Globalprojekt Qualitätsinfrastruktur (GPQI) der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH die Aktivitäten und berät alle Beteiligten.

 

Seit der ersten Sitzung der Expertenrunde 2015 hat sich vieles getan. Die digitale Transformation der Industrie entwickelt sich dynamisch und die Unterarbeitsgruppe Industrie 4.0 hält Schritt. Sie unterstützt die Wirtschaft dabei, die Potenziale dieser digitalen Revolution auszuschöpfen – indem sie mit sinnvollen Normen den Rahmen für Qualität und Sicherheit schafft.

 

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