Qualitätsinfrastruktur als Innovationstreiber

Allgemein

Qualitätsinfrastruktur (QI) ist eine wichtige Säule der Innovationspolitik. Durch die Normen, Regeln und Verfahren begleitet das QI-System neue Entwicklungen und Innovationen auf den Markt. Die Digitalisierung und neue Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI) unterstreichen den Bedarf einer modernen und gut funktionierenden QI.

Das QI-System ist eine wichtige Grundlage für technische Innovationen, z.B. im Bereich der erneuerbaren Energien. © metamorworks / Shutterstock

Eine Idee wird zum Verkaufsschlager, wenn Kund*innen Vertrauen in sie setzen. Erst dann entsteht ein Markterfolg. QI - bestehend aus Normung, Akkreditierung, Konformitätsbewertung, Metrologie und Marktüberwachung - schafft Vertrauen und Akzeptanz für diese Ideen. So bildet das QI-System eine wichtige Grundlage für technische Innovationen und Entwicklung. Vor allem die Normung spielt eine große Rolle in Innovationsprozessen.

 

OECD - Innovation braucht QI

QI spielt eine wesentliche Rolle in der deutschen Innovationspolitik. Zu diesem Ergebnis kommt die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in ihrem 2022 veröffentlichten Bericht „Building Agility for Successful Transitions“. Darin empfiehlt sie, QI weiterhin strategisch in der deutschen Innovationspolitik zu nutzen: „Die Regierung sollte ihre Qualitätsinfrastruktur digitalisieren und modernisieren, einschließlich Standards und Normen (...). Eine strategischere Nutzung der hochwertigen Infrastruktur ist erforderlich.“

 

QI-Digital begleitet Innovationen

Innovationen und eine langfristige Qualitätssicherung gehen Hand in Hand. Produkte, Prozesse und Dienstleistungen werden digitalisiert. Themen wie Smart Standards, E-Zertifikate oder die QI-Cloud gewinnen an Bedeutung. Die institutionenübergreifende Digitalisierung muss daher vorangetrieben werden, damit die QI sich weiterentwickeln kann. Darauf reagiert die deutsche QI-Landschaft.

 

Beim QI Digital Forum 2022 diskutierten Expert*innen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft darüber, wie QI modernisiert werden kann, um strategisch zu einer nachhaltigen digitalen Transformation beizutragen. Nur so können neue Anforderungen – wie der Einsatz von Spitzentechnologie im Bereich der KI – erfüllt werden.

 

Im Zuge der Veranstaltung wurde der Beirat der Initiative QI-Digital gegründet. Er setzt Impulse und sorgt für die Marktanbindung der Aktivitäten der Initiative QI-Digital. QI-Digital ist eine Initiative der zentralen Akteure der deutschen Qualitätsinfrastruktur - Deutsches Institut für Normung (DIN), Deutsche Kommission Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (DKE), Deutsche Akkreditierungsstelle (DAkkS), Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) und Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM). Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) unterstützt QI-Digital als wesentlichen Beitrag für den Erfolg von innovativen Technologien, Produkten und Prozessen.

 

Normung: Voraussetzung für den Markterfolg von Innovationen

Normen legen Anforderungen an Produkte, Dienstleistungen oder Verfahren fest. Sie tragen so zur Qualitätssicherung bei und erleichtern den freien Warenverkehr. Die Normung ist eine wichtige Voraussetzung für den Markterfolg von Innovationen, da sie Know-how offenlegt und die Verbreitung neuer Technologien fördert.

 

© Marek Studzinski / Unsplash

Ein Beispiel aus der Elektromobilität macht es deutlich: Ein Ladesteckerproduzent einigte sich mit Energieversorgungsunternehmen und Automobilherstellern auf Eckpunkte für den Stecker. Er schaffte so einen neuen Absatzmarkt. Erst durch die Normung des Ladesteckers konnte diese Innovation verbreitet und damit ihr Markterfolg vorangetrieben werden. So dient die Normung als Basis für effiziente und zielgerichtete Innovationsprozesse.

 

Eine innovationsfördernde Wirkung besteht bereits in den Normungsdokumenten selbst: In Normen ist Wissen niedergeschrieben, das den aktuellen Stand der Technik beschreibt. Dieses Wissen ist gegen ein Entgelt von durchschnittlich 50 Euro zugänglich – dies ist der Preis für eine Norm. Sie kann für die Entwicklung eines neuen Produkts essenziell sein.

 

Mehr Akzeptanz bei Anwender*innen und Investor*innen

Das Deutsche Institut für Normung e.V. (DIN) und die Deutsche Kommission Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik in DIN und VDE (DKE) sind für Normung und Standardisierung in Deutschland verantwortlich. Als Partner von Wirtschaft, Forschung und Gesellschaft unterstützen sie die Marktfähigkeit von innovativen Lösungen  – sei es in Themenfeldern rund um die Digitalisierung oder im Rahmen von Forschungsprojekten. Mit DIN-Connect fördern DIN und DKE innovative Vorhaben beim Erarbeiten von Normen und Spezifikationen. Die Innovation wird dabei mit dem aktuellen Stand der Technik abgestimmt. Durch die Normung genießt sie Akzeptanz bei potenziellen Anwender*innen und Investor*innen.

 

Normung optimiert den Marktreifeprozess

Wenn Normungs- und Standardisierungsaktivitäten bereits in der Forschung und Entwicklung stattfinden, kann der Marktreifeprozess von innovativen Technologien verbessert und beschleunigt werden. Aus diesem Grund fördert das BMWK das Programm "Wissens- und Technologietransfer durch Patente und Normen" (WIPANO). WIPANO unterstützt den Transfer von Forschungsergebnissen in die Wirtschaft. Dazu werden die Ergebnisse für die Normung aufbereitet und damit Wissen Unternehmen schnell zur Verfügung gestellt. Dies unterstützt insbesondere das kreative Potenzial kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU). Normen tragen auch dazu bei, den Markteintritt neuer Technologien zu beschleunigen, zum Beispiel durch Prüf- und Kontrollnormen. Dies erhöht den wirtschaftlichen Nutzen von innovativen Ideen und öffentlichen Forschungsergebnissen.

 

Akkreditierung und Konformitätsbewertung

Die Digitalisierung ist zu einem zentralen Thema im Bereich der Konformitätsbewertung und Akkreditierung geworden. Neue Technologien und eine steigende Zahl digitalisierter und vernetzter Produkte haben diese Entwicklung vorangetrieben. Moderne Konformitätsbewertungstechniken sind für Innovationen unerlässlich. Für manche digitale Anwendungen muss die Konformitätsbewertung sich neu erfinden. Gleichzeitig ergeben sich durch die digitalen Technologien wie Blockchain oder Künstliche Intelligenz neue Chancen für die Konformitätsbewertung. Auch die COVID-19 Pandemie hat die Relevanz einer weiteren Digitalisierung in der Konformitätsbewertung und Akkreditierung in den vergangenen Monaten unterstrichen und Fragen der Fernprüfung und -inspektion sowie der Fernbegutachtung in den Fokus gerückt.

 

Je digitaler die zu bewertenden Produkte und die Konformitätsbewertung selbst werden, desto wichtiger ist auch die Akkreditierung als die Prüfung der Prüfenden in einer digitalen QI. Gleichzeitig gewinnt die Überprüfung der Konformitätsbewertungsstellen an Komplexität. Die Deutsche Akkreditierungsstelle (DAkkS) bringt sich daher in die QI-Digital Initiative ein, u.a. mit Projekten zur digitalen, fälschungssicheren Bereitstellung von Konformitätserklärungen sowie mit Projekten zur Künstlichen Intelligenz und den Umgang mit digitalen Prüfmethoden in Konformitätsbewertungsstellen.

 

Das Messwesen als Grundlage für neue Technologien

Ein hoch entwickeltes und zuverlässiges Messwesen ist die Grundlage für neue Technologien. Zukunftsträchtige Innovationen greifen auf große Mengen von komplex miteinander vernetzten Messdaten zurück: smarte Energienetze, Smart Homes, autonome Fahrzeuge, automatisierte Produktion und die auf KI basierte personalisierte Medizin. Die Metrologie trägt dazu bei, komplexe Systeme von Messverfahren und Sensoren zu verstehen und zu charakterisieren. Außerdem schafft sie Vertrauen, Verlässlichkeit und Sicherheit. Wenn neue Technologien zum Einsatz kommen sollen, müssen die Qualität von vernetzten Messdaten und von Referenz- und Testdatensätzen sowie das Vertrauen in KI-basierte Entscheidungen gewährleistet sein.

 

Das Innovationszentrum für Systemische Metrologie (IZSM) der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) schafft die Grundlagen für Messtechnik 4.0 und intelligente Messgeräte. Als Kompetenzzentrum für anwendungsübergreifende Forschung und Entwicklung begründet das IZSM das Forschungsgebiet der Systemischen Metrologie. Durch Begleitung der Industrie in allen Schritten konkreter Entwicklungsprojekte – von der Forschung bis zum Markt – stellt es die Qualität von Zukunftstechnologien sicher.

 

Quellen:

BMWK - Schlaglichter der Wirtschaftspolitik - März 2022

BMWK - Innovationspolitik

Normung und Innovation sind keine Gegensätze: 10-40-3.pdf (diw.de)

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